Liebe Leserin, lieber Leser,
Corona ist inzwischen im Alltag angekommen – Zeit sich neue Themen zu suchen. Das gelang der BILD-Zeitung mit der Inszenierung eines Wissenschaftlerstreites. Im Mittelpunkt stehen die Superstars dieser Zeit – unsere Virologen.
Dabei geht es – etwas vereinfacht – um die Aussage im Pre-Print von Christian Drosten, wonach Kinder eine ähnliche hohe Virenlast wie Erwachsene in sich tragen könnten. Und mit dem letzten Wort empfehlen wir, die Diskussion auch schon wieder zu beenden – zumindest im Sinne ergebnisorientierter Kommunikation: Ja, sie könnten. Sie könnten aber auch nicht. Der wissenschaftliche Konjunktiv drückt eine Möglichkeit aus – schließt das explizite Gegenteil davon nur leider nicht aus.
Damit versagt er als Entscheidungsgrundlage. Also bleiben wir besser bei einer von drei Optionen: Wir sagen, was ist. Oder wir sagen, was nicht ist. Oder wir sagen, dass wir keine Ahnung haben. Alle drei Optionen werden solide untermauert – in den meisten Fällen mit pyramidalen Ketten. Und bei Option 3 wird danach weitergearbeitet – oder eben geforscht.
Keine Abhilfe schafft übrigens der mutige Indikativ, dem ein abschwächendes möglicherweise untergeschoben wird. Damit wiederum hat der Tübinger Oberbürgermeister, Boris Palmer, für Aufmerksamkeit gesorgt, als er sagte, dass wir möglicherweise gerade Menschen retten, die in ein paar Monaten ohnehin tot seien. Vielleicht kein Stil, sicher nicht widerlegbar. Möglicherweise wird Boris Palmer ja auch der nächste Bundestrainer – es könnte aber auch Christian Drosten werden.
Bringen Sie es gut auf den Punkt,
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